Umkehrosmose

UMKEHROSMOSE

Wieso, weshalb, warum…

Zum Thema Umkehrosmose habe ich mit Jörg Gottwald gesprochen, einigen Aquarianern auch als „Osmosepapst“ bekannt.

INTERSHRIMPVIEW:

Jörg, wie wird man Papst?

JG:

Den Begriff habe ich irgendwann erhalten, ich hatte sehr früh Diskusfische und musste dann nach meiner Heirat damit aufhören, die Wohnung war auch viel zu klein. Nach ein paar Jahren zogen wir in eine größere Wohnung und ich wollte wieder Diskus halten. Das Problem hier, wir hatten sehr hartes Wasser und von Seiten meiner Frau kam das Veto: kein Vollentsalzer. Also widmete ich mich dem damals relativ neuen Thema Umkehrosmose. Ich baute und probierte alle mögliche Versionen und zerstörte genug Membranen, Boosterpumpen und Filtergehäuse. Irgendwann trat man an mich ran und man bat mich eine Anlage zu bauen, was ich auch tat. Aus Komponenten die es damals auf dem Markt gab, konstruierte ich Anlagen, teilweise mit extremen Leistungen. Auch habe ich damals den Osmosefilter für die Aquaristik gebaut, was nach meiner Meinung her ein Fehlschlag war. Es ging dann immer weiter und irgendwann kaufte ich fertige Anlagen die ich auf die Kunden „anpasste“.  2004 kam die Merlin, mit der ich zuerst etwas Ärger hatte, allerdings arbeitete ich später mit GE direkt zusammen und die Probleme wurden gelöst. Die Merlin verwendete schon damals eine low pressure Membrane, damals noch von Osmonics. (Osmonics wurde dann später aufgekauft) 2007 kam ein Rundschreiben von GE das man ab einem Datum nur noch Membranen des Typs TLC 350IND verwendete und Mitte dieses Jahres tauchten auf einmal 300 GPD low pressure Membranen in Shanghai auf. (Man munkelte schon seit längeren das die Merlin Membranen von dort kamen) Nun ich kaufte zuerst kleinere Mengen dieser Anlagen über einen deutschen Importeur, später wurde es immer mehr. Leider wurde die Zusammenarbeit immer schwieriger, während ich Wert auf Qualität legte, schien man dort eher Wert auf gute Fotos und einer Darstellung im Internet zu legen.  Nun 2008 importierte ich meine eigenen ersten Anlagen aus China und musste praktisch in jeder Order Dinge verändern, die man in China anders sah. Bis heute sieht das ähnlich aus, ich gebe vor was auf der Anlage verbaut wird und sollte ein Lieferant sich nicht an die Vorgaben halten, nun es gibt andere und ich zahle auch für Qualität etwas mehr. Dies ist inzwischen in China bekannt! 2012 hörte ich von der Side Stream Membrane, die mit einem Verhältnis von1:1arbeitet. Allerdings war das damalige System nur beschränkt für Aquaristik und Trinkwasser geeignet. Man verwendete ein Gehäuse, Computer und Quick Change Filter. Dazu muss man sagen, das Anlagen im Gehäuse nicht allzu lange laufen dürfen, Computer immer die ganze Anlage steuern und es oft zu Ausfällen kam und bei Quick Change Filter immer das gesamte Filterelement weg geworfen wird. Ich verhandelte recht lange mit der Firma A&O und Anfang 2013 war es soweit, man war bereit eine Anlage nach meinen Wünschen zu bauen. Wer meint, das wäre so einfach, der irrt sich gewaltig, denn: jeder Chinese ist angeblich ein Ingenieur, Konstrukteur oder wer weiß was. Man glaubt Aussagen überhaupt nicht und muss erst alles selber testen. Setzt man sich dann durch, dann muss man für die Änderung unterschreiben. Nun nach über 12 Wochen waren die ersten 500 GPD Anlagen fertig zum Versand, laut Order sollten die nach 14 Tagen fertig sein! Dies sei nur zu dem Thema gesagt.  Allerdings schien man bei A&O nicht so unglücklich über mich zu sein, in Amsterdam hatte man meine Anlage auf dem Stand und man bot mir einen Exklusivvertrag für die Side Stream Anlage an, der auch 2014 in Kraft treten wird. Somit sind alle 300+500 GPD Side Stream Anlagen auf einem Standbügel die in Deutschland vertrieben werden, von mir.

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Ich muss nicht sagen, dass ich mir dadurch nicht nur Freunde gemacht habe und gerade ein direkter Mitbewerber hat mich vor Gericht gezerrt, wegen Verletzung von Markenrechten. Nun dies sah das Landgericht und später das Oberlandesgericht etwas anders und entschied zu meinen Gunsten. Allerdings ist meiner Meinung der Markt Osmose in Deutschland groß genug. Wer aber meint, dass nun Schluss sein wird, der irrt sich gewaltig. Schon in Amsterdam knüpfte ich Kontakte zu einem weiteren Unternehmen in China. Die bauen nun für mich eine low Price Serie im Bereich Directflow.  Der Begriff low Price heißt aber nicht billig, denn ich verwende immer noch Teile wie: Autoflush, Eup2 Trafos, Filtergehäuse mit doppelten Dichtungen usw.  Auch verwende ich in der Regel immer Standard Teile, somit ist eine Ersatzteilversorgung immer gesichert und man kann Verbrauchsteile auch mal woanders kaufen.

INTERSHRIMPVIEW:

Das ist sehr interessant. Einigen werden von dir erwähnte Begriffe nicht geläufig sein. Wärst Du so nett uns diese und einige andere zu erklären?

Grundlegende Frage: Wem empfiehlst Du den Gebrauch einer Osmoseanlage, wozu kann sie in der Aquaristik eingesetzt werden?

JG:

nun das ist heute schwierig zu erklären, früher gab es lediglich die Wasserhärte die z.b. Diskusfischen Probleme machten. Heute sind die Probleme oft viel schwieriger zu erkennen, wir sind halt ein Industrieland und da kommen nun mal Abfallstoffe wohl oder übel in das Wasser. Dann gibt es da noch Bereiche wie Pflanzen und Garnelen, die ohne Osmose wohl nicht so existieren würden.

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Was sind Boosterpumpen und wozu kann ich diese nutzen?

JG:

Boosterpumpen sind Druckerhöhungspumpen, meist Membranpumpen die einen vorhandenen Wasserdruck erhöhen um so eine bessere Auslastung eine Membrane zu gewährleisten. Man muss dazu sagen, das Membranpumpen fast immer Intervallläufer sind, allerdings sind die in den letzten Jahren immer besser in der Qualität geworden, selbst günstige Komponenten sind relativ lange haltbar und auch leiser.

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Man liest es immer häufiger, was bedeutet die Bezeichnung GPD?

JG:

GPD heißt Gallons per Day. Also würde eine 50 GPD Membrane 50x 3,8 =190 ltr am Tag Reinwasser produzieren. (Eine Gallone sind ca. 3,8 ltr). Dies Ergebnis kommt aber nur zustande bei einem 25° warmen Wasser, 50 PSI (ca. 3,5 bar) und 250 Ppm. (auch hier muss man vorsichtig sein, einige Hersteller messen hier anders) Pro 1° verliert die Membrane laut Hersteller 3% Leistung, meiner Meinung her sind das eher 4 % wenn nicht sogar mehr. In Deutschland würde das heißen: 15° warmes Wasser = 50GPD Membrane 114 ltr bei 10°  sind das nur noch 76 ltr. Das kann man nur durch einen höheren Druck ausgleichen, hier kommen wieder die Boosterpumpen ins Spiel. Mit denen erreicht man bei 15° warmen Wasser die Werte einer Anlage mit 25° warmen Wasser.

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Brandaktuell: das Sidestream Prinzip. Was verbirgt sich dahinter?

JG:

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Die Side Stream Membrane ist total anders aufgebaut wie eine normale Membrane und wird von beiden Seiten her mit Eingangswasser beschickt.

INTERSHRIMPVIEW:

Oben hast du es bereits erwähnt, wozu eine Low Pressure Anlage?

JG:

Auch hier gibt es einen einfachen Grund, schon mit 7-8 bar erreiche ich die gleiche Wassermenge wie mit einer normalen Membrane bei ca. 15 bar. Allerdings ist die low pressure Membrane schwieriger herzustellen und hat auch etwas weniger Rückhaltung.

INTERSHRIMPVIEW:

Es steht immer wieder die  Behauptung im Raum, dass Umkehrosmoseanlagen nicht gespült werden müssen, lediglich Filter und Membrane sollen in regelmäßigen Abständen gewechselt werden. Moderne Anlagen hätten deshalb auch keine Spülventile mehr.

JG:

Nun, was ist eine moderne Membrane? Alle TFC Membranen werden seit ihrer ersten Produktion gleich gewickelt(die Side stream Technik bleibt hier außen vor) und man kann das wie folgt argumentieren: eine 50 GPD Membrane hat 0,4 m² und eine 100 GPD 0,5m² Membranfläche, eine 400 GPD hat dann 1,5 m². Vergleicht man nun den Volumenstrom dieser Membranen und legen wir mal für ein 50 GPD 100 ltr , für ein 100 GPD 200 ltr für eine 400 GPD 800 ltr Tagesleistung an, dann hat man im Vergleich zu Fläche einen wesentlich höheren Volumenstrom und das bedeutet auch eine wesentlich höher Fliessgeschwindigkeit auf der Membranoberfläche.  Dazu muss man sagen, das beim sogenannten Spülen nicht anderes getan wird, als die Fliessgeschwindigkeit zu erhöhen. Ist diese aber im normalen Betrieb schon recht hoch, so argumentiert man, dass ein separates Spülen nicht mehr erforderlich ist. Nun das mag alles sein, ich setze hier lieber auf die bewährte Technik und verbaue eine automatische Spülung. Dies hat natürlich zur Folge, dass ich weniger Membranen verkaufe, aber damit kann ich durchaus leben.

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Es gibt in China noch mehr dieser grandiosen Ideen, so werden dort Osmoseanlagen ohne Abwasser angeboten. Wie das geht? Ganz einfach, man arbeitet mit einem Drucktank in dem man das Abwasser zusammen mit dem Leitungswasser einleitet. Dieses Gemisch schickt man dann wieder durch die Membrane. Wem das nicht ganz logisch erscheint, nun der sollte sich nicht dumm vorkommen, ich verstehe das auch nicht. Allerdings hatte ich dies System mal vor Jahren in einem Forum veröffentlicht, allerdings mit Abwasser und es ging hier um die Optimierung einer Osmoseanlage.

INTERSHRIMPVIEW:

Wie geht es 2014 weiter für dich?

JG:

Ich baue meinen Shop und mein Programm weiter aus und schon heute gehöre ich zu den größten Verkäufern von Osmoseanlagen in Deutschland. Auch wenn man es nicht immer sieht, ich beliefere eine Vielzahl von Händlern. Leider ist es mir nicht mehr möglich Anlagen nach Wunsch zu bauen, bei mir fängt eine Sample Order, also eine Order zu Probe mit 100 Anlagen an. Nur mit dieser Menge kann ich sehen, wie gut oder wie schlecht ein System gebaut worden ist. Erfüllt das System meine Erwartungen, so wird es Containerweise geordert, erfüllt das System die nicht, nun dann kommt es nicht ins Programm.  Für all dies brauche ich natürlich Platz, so erhöhe ich 2014 meine Lagerfläche um 100% und kann dann 4 Container mehr auf einmal lagern.

INTERSHRIMPVIEW:

Mitbewerber hast Du mittlerweile einige. Wie denkst Du darüber?

JG:

Ich weiß, dass ich sehr viele Anlagen verkaufe und dass ich mir einen festen Platz in Deutschland erarbeitet habe. Ich denke aber der Markt ist groß genug für alle und ich gönne jedem seinen Erfolg. Ich jedenfalls werde nach dem gleichen Prinzip weiter arbeiten, für mich steht Qualität und ein vernünftiger Preis an erster Stelle, ich denke dass die Qualität meiner Anlagen für sich spricht. Ich stecke lieber Geld in die Qualität von Anlagen, als in Werbung und Fotos.

Ich danke an dieser Stelle für das informative Interview und bleibe gespannt was da noch alles im Bereich Osmose kommen wird. Wer sich selbst ein Bild von Jörg Gottwald's Anlagen machen möchte, gelangt über den folgenden Link zu seiner Homepage.

Keep on keeping & breeding,

Tobi

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