Die Frage der Fütterung...

Hallo Lutz,

du hast dir die Mühe gemacht einen Bericht zur Fütterung der Zwerggarnelen zu verfassen. Was hat dich dazu bewegt?

Lutz Floetenmeyer:

Zum einen meine eigene Unsicherheit in der Vergangenheit, zum anderen Diskussionen in verschiedenen Facebook-Gruppen mit zum Teil sehr unterschiedlichen Meinungen und auch falschen Behauptungen oder Vorstellungen.

Intershrimpview:

Verstehe! Dann darf ich deinen Artikel hiermit zur Veröffentlichung freigeben. Du beginnst als Einführung mit dem Habitat der Krabbler...

Lutz Floetenmeyer:

Richtig. Zuerst einmal zur Heimat der meisten unserer Garnelen: Sie kommen aus kleinen Gewässern, Flüsschen, Bächen - siehe Video Teil 1und Teil 2 von Chris Lukhaup. Und das Herkunftsgebiet der Tigergarnele.

Wir sehen hier deutlich, was es dort zu fressen gibt: In erster Linie Blätter in verschiedenen Verwesungsstadien. Die Garnelen fressen nicht nur die verwesenden Blätter sondern auch die Microorganismen, die sie darauf finden. Wer selber einmal Blätter gesammelt und gefüttert hat, wird die Erfahrung gemacht haben, das unsere Tierchen zwar sehr schnell dabei sind, zu erkunden, was denn da neu im Becken reingeflattert kam, aber gefressen wird meist erst nach ein paar Tagen, wenn eine gewisse Verwesung eingetreten ist. Das gilt natürlich ebenso für gekaufte Ware, zum Beispiel Seemandelbaumblätter (Catapa).

Ferner sehen wir Moose auf den Steinen in diesen Flüsschen. Auch dort geht es den Garnelen in erster Linie um den sogenannten Aufwuchs - Microorganismen und kleine Lebewesen und kleine Algen, z. B. Spirulina.

Der Nachteil beim Verfüttern von Blättern besteht darin, das diese schwer zu zerkleinern sind und dann auch noch schwer verdaulich, außerdem liefern sie nur wenige Fette und und andere wichtige Nährstoffe.

Woher bekommen also die Krabbler andere lebenswichtige Nährstoffe wie Colesterin, Fette, Proteine (Eiweiß)? Aus unterschiedlichen Quellen, unter anderem Aas, ertrunkene Insekten, tote andere Krebstiere und auch tote Artgenossen.

Man sieht also recht deutlich, dass Garnelen ziemlich weit unten auf der Nahrungskette stehen. Sie verwerten in allererster Linie tote Materialien, sind also die "Müllmänner" der Bäche, die sie bewohnen.Damit übernehmen sie im Ökosystem eine enorm wichtige Aufgabe, sie halten ihre Habitate sauber. Und Sauberkeit ist dann auch für uns als Halter ein enorm wichtiges Thema, stammen unsere Schützlinge doch aus sauberen, kaum keimbelasteten Gewässer.

Was aber kann ich als Halter/in tun, um meine "Gäste" einigermaßen artgerecht zu ernähren? Hier muss ich zu allererst schreiben, dass die nun folgenden Hinweise in den meisten Fällen aus der Zeitschrift "Breeders and Keepers Vol. 2" stammen, ein unbedingt lesenswertes Magazin, das Chris Lukhaup heraus bringt. Ich orientiere mich hier an dem Artikel mit Bernhard Ehmer, der sich auf die Herstellung von Spezialfutter für Garnelen spezialisert hat.

Worauf sollte ich achten?

  • ungesättigte Fettsäure sind enorm wichtig. Man findet sie in Schalentieren und Kleinstalgen
  • fettreiche Energiequellen, Schalentiere, Muscheln, Plankton, Nannochloropsis (eine Kleinstalge). Eine mangelnde Energieversorgung (zu wenig Fette und Kohlenhydrate) kann definitiv zu Häutungsproblemen kommen. Also gehört auch eine Kohlenhydratquelle dazu - "nudeln? :) "
  • Enzyme, wie sie zum Beispiel in zerfallendem (verwesendem), d.h. im Fachjargon "fermentiertem" Laub anfallen. Garnelen sind enorm schlechte Nahrungsverwerter und können kaum Nahrung durch Verdauung aufschließen (B. Ehmer), darum sind unterstützende Enzyme enorm wichtig. Unsere Krabbler finden dies unter anderem im Mulm unserer Becken.

Wie kann ich aber jetzt erkennen, ob ein gekauftes Futter gut ist oder nicht so gut? Man sollte in jedem Fall darauf achten, dass kein! Fischmehl verarbeitet wurde, sondern ganze Schalentiere, natürlich feinst zerkleinert. Ein gewisser pflanzlicher Anteil, ca. 40 % ist ebenso wichtig, desweiteren Enzyme, event. Bakterienkulturen, die Enzyme bilden. Hochwertige Futtersorten haben ihren Preis, aber es lohnt sich.

Ein Beispiel aus eigener Erfahrung. Meine Frau und ich gehen gerne in unsere Wälder, auch um Blätter zu sammeln. Wir haben immer ein kleines Sammelsurium aus unterschiedlichsten Blättern, Hasel, Erle, Eiche, Buche, Brombeere und anderes. Ich kam auf die Idee, ich könnte doch auch unser eigens Futter herstellen. Ich zerrieb also eine Mischung, tat Erbsenbrei und Karotten hinzu, mischte das ganze mit einem Pürierstab und steckte es zum Trocknen in den Backofen. Das Ergebnis überzeugte zuerst, aber bei meinen Tigergarnelen stellte sich kein Nachwuchs ein. Grund: Es fehlten Proteine. Ich stieg dann auf ein hochwertiges Fertigfutter um und die Minis kamen durch. Und noch eines: Meine Jungtiere wuchsen mit dem neuen Futter erheblich schneller!

Weitere Futterarten werden in letzter Zeit immer häufiger umworben, ich meine Futterpallets, in vielfältigen Angeboten. Ich habe mich mit einigen Herstellern intensiv unterhalten und dadurch viele wichtige Informationen bekommen. Das Angebot geht von umdeklarierten Kaninchen/Nagerfutter bis zu hochwertigen Bioprodukten.

Für mich ist erstaunlich, das die Anbieter dieser Palletts beinah wie Pilze aus dem Boden schießen. Wir, Marion und ich, haben bisher zwei Anbieter ausprobiert und ich kann sagen, dass mich beide von der Qualität ihrer Futtersorten überzeugt haben. Das ist erstens Mad von Munschta und zweitens Andreas Schaschek. Zwar werden nicht alle Futtersorten gleichermaßen von unseren Nelis gefressen, aber das liegt dann wohl eher an deren "Geschmacksnerven". Bei Mad hat mich die Bioqualität seiner Ware angesprochen und sein enormes Knowhow auf diesem Gebiet, bei Andy die hohe Akzeptanz durch unsere Garnelen und die Qualität seiner Protein"bomben".

Blätter sollten wirklich nie fehlen, oft schon wegen ihrer Eigenschaft, durch die Huminsäuren die Keimdichte zu verringern, dazu gehören auch Erlenzapfen. Eiche, Catapa (Seemandelbaum) usw sind da richtige kleine Helferlein für ein gesundes Bioleben in unseren Becken.

Aber gerade bei Pallettfutter sollte man enorm darauf achten, ob ein Anbieter die Herkunft seiner Roh-und Inhaltsstoffe deklarieren kann, Bio oder Autobahn.

Das Angebot an Garnelenfuttersorten ist enorm, die Industrie hat unser Hobby als Markt entdeckt und deshalb wird die Anzahl der Futtersorten noch steigen. Vielleicht konnte ich aber ein paar Hinweise geben, worauf man beim Füttern oder besser schon vorher, beim Kauf achten sollte.

Intershrimpview:

Interessanter Artikel! Vielen Dank!

Keep on keeping & breeding,

Tobi

 

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